Von einer 91 zur 78 Clubmeisterschaft AK50 in Rethmar & Gleidingen
08. Sep. 2025 4 Kommentare
Golf ist ein Spiel, bei dem Technik, Platzbedingungen – etwa Wind – und die Psyche untrennbar zusammenhängen. Das habe ich hautnah bei der Clubmeisterschaft AK 50 Herren auf den Golf51-Plätzen in Rethmar und Gleidingen erlebt. Zwei Tage, zwei völlig verschiedene Spiele – für viele von uns eine echte Spiegelung des eigenen mentalen Golfspiels. Hier ist meine Geschichte:
Golf im Wind, Zählspiel und mentale Stärke – meine Erfahrungen bei der Clubmeisterschaft Golf51 in Rethmar und Gleidingen
Keine andere Sportart führt mich so an meine Grenzen – körperlich, technisch und vor allem mental. Das gilt besonders in Drucksituationen wie bei den Clubmeisterschaften, wenn Zählspiel angesagt ist und jede Schwankung auf der Scorekarte gnadenlos sichtbar wird. Dennoch liebe ich es, auch wenn es im Kopf manchmal weh tut. Genau das durfte ich bei der diesjährigen Clubmeisterschaft AK 50 Herren von Golf51 in Rethmar und Gleidingen am eigenen Leib erfahren – mit allen Höhen und Tiefen natürlich. Ein Wochenende, das mich nicht nur sportlich, sondern auch mental geprägt hat. Auf dem Plan stand eigentlich die Titelverteidigung. Eigentlich…

Der erste Spieltag – Kampf mit Wind und Nerven
Die Wetterprognose für den 1. Spieltag am Freitag kündigte schon einige anspruchsvolle Herausforderungen an. Rechtzeitig machte ich mich auf den Weg zum Golfplatz nach Rethmar, um mich entspannt einzugrooven. Schon beim Einschlagen war klar: es würde kein einfacher Spieltag werden. Der Platz zeigte sich brutal von seiner sehr offenen, windigen Seite – starker Wind, teils frontal, der die Golfschläge unberechenbar macht. Über das Jahr hinweg habe ich gut trainiert, auch für solche Aufgaben.
Aber nicht nur das Wetter spielt eine große Rolle. Meine Psyche im Zählspiel ist eine ganz andere, als im lockeren Privatrunden-Modus. Plötzlich zählt jeder Schlag, jeder Fehlschlag summiert sich und ich wusste, dass es keine „geschenkten“ Stableford-Punkte, kein Streichergebnis geben wird. Zählspiel lässt mich wissen, wo ich golferisch stehe und wie gut ich wirklich bin. Der Druck entsteht ja nur zwischen den Ohren, aber er ist nun mal da.
Nach einem leckeren Essen und guten Gesprächen fühlte ich mich sehr gut und puttete mich auf dem PuttingGreen gut ein. Anschließend folgten einige Aufgaben im Kurzspiel und dann das Einschlagen mit den Eisen, Hölzern und dem Driver. Einige Schwunggedanken und Ausrichtungsprobleme wurden sichtbar, was ich aber schnell korrigieren konnte. Die Tee-Time rückte näher und mein Puls stieg. Hier helfen mir meine Atemübungen sehr und so konnte ich mich gut entspannen. Ich bin ehrlich, meine innere Aufregung war doch größer, als es mir lieb war. Vor dem 1. Abschlag passiert enorm viel in meinem Kopf. Schon krass, was da so abgeht. Aber, als ich in meine Pre-Shot-Routine wanderte, sah ich genau den Ballflug vor meinem inneren Auge. Der 1. Schlag saß und wie (wir starteten an Bahn 10). Holz 3 215m geradeaus und mit dem 2. Schlag ca. 140m über das Wasser ca. 2,00m an den Stock. Birdie-Chance. Leider nicht genutzt. Warum? Mein Gedanken waren einfach mies. Ok, mit einem PAR zu starten ist jetzt auch nicht übel, aber mit einem Birdie hat man eben schon einen Puffer. Am 2. Abschlag angekommen pustete mir der Wind schon sehr entgegen, den Driver gezückt, das Tee etwas tiefer in den Boden gesteckt, etwas Gras vom Boden gezogen um die Windrichtung zu visualisieren und los ging’s. Was für ein Schuss. Eine echte Kelle mit einer schönen Kurve nach rechts entlang dem Fairway. Wie ich das liebe. Aber das war es dann auch schon an diesem Loch. Bei so einem Abschlag muss man mindestes PAR spielen. Für meinen 2. Schlag habe ich den Wind unterschätzt und ein vermeintlich sicher Schlag auf´s Grün blieb zu kurz. Mit einem sicheren Up&Down sicherlich lösbar, aber es klappte nicht. Boogey. Gedanklich schon 2 Schläge zu viel an 2 Löchern. Soweit zu meinem Druck im Kopf, verstehst du? So ging es von Loch zu Loch und ehrlich gesagt fand ich keinen Zugang zu meinem Spiel. Manchmal ist das so. Blöd halt, aber so ist Golf.
- Auf den ersten Löchern verkrampfte ich
- Ich wollte zu viel und habe vergessen wie Golf geht
- Verschätzte mich bei der Auswahl der Eisen (Längen)
- Putts wurden zu lang, Chips zu kurz
- Statt mich dem Wind anzupassen, versuchte ich „dagegenzuhalten“
- Versaute so meinen maximalen WunschScore an 4 von 18 Löchern mit 9 Schlägen
Das Ergebnis: eine 91 am ersten Tag und damit 11 Schläge Rückstand auf Platz 1. Ein Score, der im Kopf arbeitet, besonders wenn man weiß: man kann es eigentlich besser.

Was das Zählspiel mit uns Golfern macht
Im Gegensatz zum Stableford-Spiel offenbart das Zählspiel gnadenlos die Wahrheit:
- Jeder Schlag zählt. Kein Loch kann „abgehakt“ werden
- Fehler bleiben im Kopf.Ein Triple-Bogey lässt sich nicht einfach wegstreichen
- Druck steigt exponentiell. Je mehr man zurückliegt, desto größer die innere Unruhe
Viele Golfer – mich eingeschlossen – kennen dieses Gefühl: Plötzlich ist das Spiel nicht mehr frei, sondern verkrampft. Der Körper reagiert mit Anspannung, die Bewegungen werden unnatürlich, die Gedanken kreisen nur noch um „bloß keinen Fehler machen“
Der zweite Spieltag – Befreiung und Aufbruch
Nach einer doch etwas unruhigen Nacht, weil mich mein abgeliefertes Spiel und noch ein paar andere Dinge etwas nervten, beschloss ich am zweiten Spieltag alles anders zu machen. Auch wenn 11 Schläge viel sind, eine Chance hat man immer. Meinen Ehrgeiz schätze ich sehr, auch wenn die Kehrseite davon nicht immer einfach ist.
- Fokus auf das Hier und Jetzt. Kein Blick mehr zurück auf die 91
- Routine durchziehen. Jeder Schlag bekam dieselbe Vorbereitung, unabhängig von der Lage
- Akzeptanz des Windes. Statt zu kämpfen, nahm ich den Wind als Teil des Spiels an
- Mutig sein und Stärken ausspielen
Was soll ich sagen? Es passierte das, was wir Golfer alle kennen: der Knoten platzte. Mein Spiel fühlte sich gut an, die Gedanken waren stabil und mein Fokus war positiv. Die Drives zündeten enorm. Längen von 298m, 292m, 276m (zwar mit Unterstützung des Windes) aber trotzdem. Selbst 235m gegen den Wind waren auf einmal möglich was mir 13 von 14 Fairwaytreffer einbrachte. Einige Annäherungen flogen nicht so, wie sie sollten, aber mit meinem Kurzspiel konnte ich Doppelbogeys vermeiden. Doch die Eisenschläge waren stark. Besser als sonst. Das hat mir gut gefallen… Leider habe ich einige BirdiePutts liegen lassen, womit ich Bogeys hätte ausgleichen können. Ganz tief in mir war ich fest der Überzeugung von Platz 12 deutlich weiter nach vorne zu kommen. Dazu müssen BirdiePutts einfach fallen.
- Die Eisen wurden klarer und sehr präzise
- Putts rollten besser
- Es entstanden zahlreiche Birdie-Chancen und sogar eine Eagle-Chance an der Grünen 7 war dabei
Am Ende des Tages war ich super happy. Mit meinem Spiel, mit dem Top-Flight, meiner wiedergefundenen Leichtigkeit und überhaupt. Das Ergebnis: eine starke 78, dem 7.Platz und meinem neuen Handicap. Ein Unterschied wie Tag und Nacht von Spieltag 1 zu 2 und der Beweis, wie sehr ich mit meiner inneren Einstellung das Spiel beeinflusse. Echt krass.

Lehren aus Rethmar – was ich als Golfer bei Wind und im Zählspiel lernen kann
Akzeptanz mit dem was ist und klar vor Augen führen, das es Grenzen gibt. Dennoch nicht aufgeben und immer wieder an seine Stärken glauben. Am Ende des Tages wird sich die Welt weiter drehen und niemand reisst einem dem Kopf ab. Doch wir wissen ja alle „Im Golf geht es nicht um Leben und Tod – es geht um viel mehr“
Ich habe mir eine paar GedankenAnker für mich selber aufgeschrieben. Gerne kannst auch du die für dich nutzen 😉
1. Akzeptiere den Wind als Mitspieler
Wind ist keine Ausrede, sondern eine Konstante. Wer versucht, dagegen anzukämpfen, verliert. 👉 Spiele flacher, reduziere Spin und plane bewusst mit der Windrichtung2. Im Zählspiel zählt Gelassenheit
Ein Triple-Bogey ist nicht das Ende. Ein Turnier über mehrere Runden bietet genug Raum für ein Comeback. 👉 Statt sich an Fehlern festzubeißen, fokussiere dich auf den nächsten Schlag3. Routinen sind der Schlüssel
Ob Drive oder Putt – eine feste Pre-Shot-Routine hilft, den Kopf auszuschalten. Sie gibt Halt, wenn der Druck steigt4. Positives Mindset kultivieren
Golf ist ein mentales Auf und Ab. Wer schafft, positive Erlebnisse im Kopf zu verankern, baut Selbstvertrauen auf, das in Drucksituationen trägt5. Genieße den Prozess
Am Ende geht es bei Clubmeisterschaften nicht nur um Platzierungen, sondern auch um das Erleben der eigenen Entwicklung. Jeder Schlag, ob gut oder schlecht, gehört dazu

Fazit – Golf ist ein Spiegel der Psyche
Die Clubmeisterschaft 2025 in Rethmar und Gleidingen war für mich ein Sinnbild dafür, wie eng Technik, Wind und Psyche im Golfspiel miteinander verbunden sind. Vom Absturz mit einer 91 bis zur Befreiung mit einer 78. Zwei Tage, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Und genau das macht den Reiz unseres Sports aus: Golf ist mehr als Schläge und Scores – es ist ein ständiger Dialog mit uns selbst.
Frage an Dich: Hast Du ähnliche Erfahrungen in Meisterschaften oder Zählspielen gemacht? Wie gehst Du mental mit Drucksituationen auf dem Golfplatz um? Teile Deine Gedanken gerne in den Kommentaren – ich freue mich auf den Austausch!
Dein Matthias
8. September 2025
Kategorie/n: Golf51 • Mindset • Spielformate im Golf
4 Kommentare zu
»Von einer 91 zur 78 Clubmeisterschaft AK50 in Rethmar & Gleidingen«
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Sehr schön geschrieben!!
Das freut mich liebe Julia.
Sonnige Grüße sendet Matthias
Hi Matthias,
am besten gefällt mir die Stelle mit: „Top Flight Partnern“ 😉 Hast echt stark gespielt am Sonntag! Tolle Leistung und auch toll geschrieben. Dran bleiben und nicht aufgeben ist die Devise. Wir sehen uns auf dem Platz ! VG Elmar
Hallo Elmar,
das freut mich sehr zu lesen. Unser Flight war ja auch toll. So wünscht man sich das. Glaube mir, da gibt es ganz andere Typen…
Um so besser, wenn man Typen wie Dich und Thomas dabei haben darf.
In diesem Sinne
Golffrei und schönes Spiel.
Matze